Die Early Ahmarian Fundstelle von Al-Ansab 1, Jordanien
Während der Laufzeit des Sonderforschungsbereiches 806 "Our Way to Europe" war der Nahe Osten eine Region von besonderem Interesse für die wissenschaftlichen Untersuchungen. Dort wurde unter anderem die Fundstelle Al-Ansab 1 für weitere Forschungen ausgesucht. Der Fundplatz wurde bereits 1983 während des TAVO Projektes entdeckt und mit Beginn des SFB 806 im Jahre 2009 zum ersten Mal genauer untersucht. Die Forschungen wurden in den Folgejahren bis 2020 fortgesetzt.
Die Fundstelle liegt etwa 10 km südlich der berühmten Nabatäerstadt Petra im Wadi Sabra. Das Wadi entwässert vom transjordanischen Hochland hinab in den Jordangraben und bildet damit einen Korridor zwischen diesen beiden Landschaften.
Heute liegt die Fundstelle etwa 20 m über dem Talgrund auf einem Sedimentsporn. Die gegenwäreige Landschaftsmorphologie ist dabei das Resultat holozäner Erosionsereignisse. Der größte Teil der pleistozänen Talverfüllung wurde durch diese Erosinsereignisse zerstört. Lediglich der heute erhaltene Sporn war durch einen Kalksteinrücken im Tal vor dem Abtransport der Sediment geschützt. Während der Nutzung der Fundstelle im MIS 3 war das Tal vermutlich horizontal von Sedimenten verfüllt.
Die Fundstelle gehört zum sogenannten "Early Ahmarian". Die Phase datiert zwischen 46 ka und 31 ka cal BP. Das "Early Ahmarian" ist das erste jungpaläolithische Kuklturphänomen, welches eindeutig mit dem anatomisch modernenen Menschen in der Region zu verknüpfen ist. Dies ist für das unmittelbar vorangehende "Initial Upper Palaeolithic" nicht klar. Typischerweise zeigen die Fundstellen des "Early Ahmarian" eine Herstellung von regelmäßigen Klingen und Lamellen an sogenannten "Narrow fronted cores" und die Herstellung der sogenannten "El-Wad Spitze". Diese fein retuschierten Spitzen sind typisch für das "Early Ahmarian" und wurden vermutlich als Projektilbewehrungen verwendet. Neben diesen Spitzen sind auch die anderen bekannten Typen des Jungpaläolithikums, wie Kratzer und Stichel bereits Teil des Repertoires.
Die Subsistenz an der Fundstelle Al-Ansab 1 basierte vor allem auf der Jagd nach Gazellen. Dies ist nicht nur an der Fundstelle Al-Ansab 1, sondern auch an zahlreichen anderen Fundstellen des "Early Ahmarian" nachgewiesen.
An der Fundstelle selbst wurden mehr als 50.000 Steinartefakte dokumentiert. Sie zeigen einen Produktionsprozess von den initialen Stadien der Kernbearbeitung bis zur Herstellung und dem Verwurf der fertigen Endprodukte. Als Rohmaterialquelle wurde ein nur wenige Meter von der Fundstelle entfernter Aufschluss verwendet. Neben den Silex Artefakten wurden auch andere Spuren menschlicher Präsenz dokumentiert. Dazu gehören vor allem zahlreiche Feuerstellen udn Knochenkonzentrationen, die auf die Präsenz urgeschichtlicher Menschen hindeuten.
Das Projekt wurde durch den SFB 806 in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Maysoon Al-Nahaar von der University of Jordan, Ammanm durchgeführt.
Publikationen
D. Schyle, & J. Richter (Hrsg.), Pleistocene Archaeology of the Petra Area in Jordan (Rahden/Westf. 2015).
J. Richter, Th. Litt, F. Lehmkuhl, A. Hense, Th. Hauck, D. Leder, A. Miebach, H. Parow-Souchon, F. Sauer, J. Schoenenberg, Al-Ansab and the Dead Sea: Mid-MIS 3 archaeology and environment of the early Ahmarian population of the Levantine corridor. PloS one, 15, 10, 2020.
H. Parow-Souchon, The Wadi Sabra (Jordan), (Rahden/Westf. 2020).
F. Sauer, J. Schoenenberg, Gazelle Hunting Strategies in the Early Ahmarian: Close‑Range Visuospatial Characteristics of Site Locations Indicate Spatially Focused Hunting Strategies on Gazella sp. During the Early Ahmarian. Journal of Paleolithic Archaeology, 2021. https://doi.org/10.1007/s41982-021-00090-9
J. Schoenenberg, F. Sauer, Intra-Site Structure of the Early Ahmarian Site of Al-Ansab 1, AH 1 (Jordan). Journal of Palaeolithic Archaeology, 2022. https://doi.org/10.1007/s41982-021-00103-7